Die neun ausgewählten Filme der Retrospektive befassen sich mit dem Phänomen Zeit auf denkbar unterschiedliche Weise: Sie machen die subjektive Wahrnehmung zeitlicher Dimensionen zum Thema und laden dazu ein, über das menschliche Maß nachzudenken, also über Zukunftsvisionen und Irrtümer, über den Zauber und die Dichte gegenwärtiger Momente, über die Macht der Vergangenheit und die menschliche Ohnmacht gegenüber Vergänglichkeit – die ZEIT-Reihe ist eine Ermunterung, sich zu besinnen.
Regisseure haben sich immer mit der Zeit beschäftigt, weil sie Wesen des Kinofilms ist. 12 Uhr mittags − High Noon dauert 95 Minuten und spielt in 95 Minuten, Fish & Cats überwindet in einer einzigen langen Einstellung Zeit und Raum, Vergiss mein nicht! handelt darüber, ob man Erinnerungen tilgen kann, Fellini erinnert sich an seine Jugend in Amarcord, Charles Chaplin beschäftigt sich mit dem damaligen Zeitgeist in Moderne Zeiten, der heute leider immer noch aktuell ist, vielleicht in anderen Bildern. Für Sergio Leone ist die Zeit sein Hauptdarsteller. Sein krönendes Meisterwerk war Es war einmal in Amerika, das wir mit 22 bisher noch nicht veröffentlichten Minuten zeigen. Für Tarkowskij war die Zeit vermischt mit der Historie persönliche Erinnerung und Poesie. Am herausragendsten schafft er dies in Serkalo − Der Spiegel. Angelopoulos ähnelt ihm da in seiner elegischen Spurensuche Die Ewigkeit und ein Tag. Zum Schluss gibt es noch das Kino an sich. Der Film verlässt das Kino. Wirklich?