Im Schneideraum kann ein Film leben oder sterben. Im besten Fall beginnt er zu existieren, zu atmen – Bilder werden vom Material zur Erzählung. Wenn Inszenieren ein Blick ist, dann ist Schneiden ein Herzschlag, hat Jean-Luc Godard geschrieben. Bei Bettina Böhler muss ein Regisseur diese Sorge nicht haben. Sie ist eine Meisterin der Montage, eine einflussreiche Pulsgeberin des deutschen Kinos.
Ihr beim Schnitt eines Films zuzuschauen heißt, den Moment zu ergründen, in dem aus zwei Bildern etwas Drittes entsteht. Man kann es auch die Seele, oder weniger esoterisch: das Wesen des Films nennen.
Sie verwendet für ihren Beruf nicht mehr die alte Bezeichnung Cutterin, sondern das zeitgemäße Wort Editorin. Dani Levy, Michael Klier, Christian Petzold (Transit), Angelica Maccarone (Charlotte Rampling: The Look), Valeska Grisebach (Western) und Margarethe von Trotta haben immer wieder ihr, Bettina Böhler, ihre Filme anvertraut.
Seit dem Ende der 90-Jahre hat sie die lichten, klaren Bilder, die ruhigen, eher am französischen Kino orientierten Inszenierungen jener Filme in einen fließenden Erzählrhythmus überführt.
Seitdem verbindet sie eine enge Arbeitsbeziehung mit Christian Petzold, dessen Werk sie fast komplett geschnitten hat.