Signs of War

Der Fotograf Pierre Crom erstattet Bericht. 2014 reist der Fotojournalist in die Ukraine, um den sich abzeichnenden Konflikt an der Ostgrenze zu Russland zu dokumentieren. „There is nothing that can protect you from what you see“, sagt er, der zuvor niemals einen Krieg eingefangen hat. Juri Rechinsky zeigt Crom in einem ausführlichen Interview, das, zusammen mit seinen eindringlichen Fotografien und einem zermürbenden Score, rasch einen überaus finsteren Sog entwickelt.

In seinen Filmen scheut Regisseur Juri Rechinsky keine herben Bilder und Geschichten. Sickfuckpeople (2013) begleitete drogenabhängige Straßenkinder in Odessa bis ins junge Erwachsenenalter und ließ wenig Raum für Hoffnungsvolles. In Signs of War findet man sich in der Ukraine wieder. Es ist der Anfang des Jahres 2014, und an der Grenze zu Russland eskaliert die Gewalt. Fotojournalist Pierre Crom, der in den Niederlanden eigentlich politische Ereignisse dokumentiert, beschließt, den sich abzeichnenden Krieg mit seiner Kamera zu begleiten. „Instead of creating propaganda for politicians, it might be more interesting to follow the results of their political decisions“, sagt er. Und tatsächlich ist Crom bald mittendrin. Als sich prorussische Separatisten und überzeugte Ukrainer auf offener Straße gegenüberstehen, fangen seine Aufnahmen ein erschreckendes Gewaltpotenzial ein. Kurz darauf werden Barrikaden errichtet, erste Milizen bilden sich, russische Truppen rollen mit Panzern ein, öffentliche Verwaltungsgebäude sind besetzt. Crom konzentriert sich dabei vor allem auf die russische Frontlinie, die sich immer martialischer präsentiert: betrunkene Männer in Fellwesten, aufgestapelte Leichen, unabhängige Kampfeinheiten mit teils unklarer Agenda, von Militärs bewohnte Schulgebäude. Im Juli wird ein Flugzeug der Malaysia Airlines mit 298 Passagier*innen abgeschossen. Crom ist auch hier in unmittelbarer Nähe, auf seinen Fotos stehen die Maschinenteile noch in Flammen.
„There is nothing that can protect you from what you see, what you smell, what you hear or what you experience. You just take it in your face and you carry it with you“, meint er zu Beginn von Signs of War. Rechinsky hat für seinen Film wiederum eine reduzierte wie effektvolle Form gewählt: Crom sitzt vor einer Fensterfront mit imposanter, brutalistisch anmutender Architektur und rekapituliert seinen Aufenthalt in der Ukraine, während seine eindrucksvollen Fotografien das Gesagte illustrieren. Dazu ertönt ein alarmierender, unheilvoller Score. Der Kriegsbericht ist hochinteressant und zermürbend, mehr als einmal beschreibt Crom die Schwierigkeit, die Region zu verlassen, obwohl er mit den verstreichenden Monaten bemerkt, wie sich sein Aufenthalt schwerwiegend auf die eigene Verfassung auswirkt. Signs of War ist damit auch ein außergewöhnlicher Arbeitsreport; immer wieder schweift die Aufmerksamkeit hin zu Pierre Croms lakonischem, gleichsam konsterniert wirkendem Ausdruck. Der Blick scheint nach innen gerichtet, die Bilder explizieren den Bewusstseinsstrom. „Is there more you want to know?“, fragt er zum Schluss.
(Katalogtext, cw)

AT/NL/UA 2021, 83 Min., FSK ab 12 Jahren, OmU
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