EDGAR REITZ: Heimat 3 - Chronik einer Zeitenwende

HEIMAT 3 erzählt von der Aufbruchsstimmung der Wendezeit und den Träumen, die in Ost und West geträumt wurden, und mehr oder weniger in Erfüllung gingen. Der Satz, den Walter Momper am 10. November 1989 vor dem Bundestag sprach, klingt 10 Jahre später nahezu exotisch: „Wir Deutschen sind das glücklichste Volk der Welt!“. HEIMAT 3 zieht eine erzählerische Bilanz des Jahrhunderts in seinem letzten Jahrzehnt.
Das 20. Jahrhundert hat die Menschen in Deutschland auf besonders dramatische Weise herumgewirbelt. Immer wieder mussten sie von Grund auf umdenken. Auch im letzten Jahrzehnt des Jahrtausends wandelt sich noch einmal die Ansicht der Welt, vor allem für die Ostdeutschen. Zwischen Maueröffnung und Wiedervereinigung waren für kurze Zeit alle Regeln außer Kraft gesetzt: Es entstanden Arbeitsverhältnisse ohne Lohnsteuerkarte, Freundschaften ohne Bildungsschranken, überraschende Begegnungen und Umarmungen zwischen Fremden, Öffnungen der Seelen und der Brieftaschen. Es kam eine unglaubliche Bewegung in jene Menschen, die spürten, dass die Geschichte sie plötzlich aus ihrem Würgegriff entlassen hatte. Auch für die beiden Protagonisten der ZWEITEN HEIMAT, Hermann und Clarissa, beginnt mit der Wende eine neue Zeit, ein neues Lebensgefühl.
Die Geschichte beginnt am 9. November 1989. Am Abend des Mauerfalls treffen sich zwei von Karrierestress und Heimatlosigkeit geplagte Musiker, der Dirigent Hermann Simon und die Sängerin Clarissa Lichtblau, in einem Westberliner Hotel. Sie waren einmal ein Liebespaar und hatten sich im erfolgsorientierten Jet-Set-Leben vor 17 Jahren verloren. Angesteckt von der Aufbruchs-Euphorie der Deutschen und ihres Wiedervereinigungstaumels entdecken sie ihre Liebe neu und machen sich auf den Weg in den Hunsrück. Ein romantisches Fachwerkhaus hoch über dem Rheintal hat es ihnen angetan und soll von nun an die Mitte ihres ruhelosen Lebens werden.
Das Lebens-Abenteuer von Hermann und Clarissa, das mit den Turbulenzen eines waghalsigen Hausbaus beginnt, nimmt eine Reihe von Menschen in seinen Sog: Junge Bauhandwerker aus Leipzig und Dresden, Freunde aus Berlin oder München, sowie Hermanns Verwandte aus dem Hunsrück. Hinzu kommen neu angesiedelte Russlanddeutsche aus dem fernen Kasachstan. Wir begegnen vertrauten Figuren aus HEIMAT, aber auch neuen Charakteren, unter denen besonders die vier jungen Bauhandwerker aus Ostdeutschland auffallen: Gunnar, Udo, Tillmann und Tobi. Sie entdecken in den Monaten nach der Wende eine Welt von neuen Möglichkeiten und versuchen auf bewegende Weise in den kommenden Jahren ihre Lebensentwürfe zu verwirklichen. Zur älteren Generation gehören Hermanns Brüder: Anton ist der aus HEIMAT bekannte Patriarch und Firmengründer der Optischen Werke Simon, und Ernst, der Abenteurer, Flieger und Kunstsammler. Die Geschichten, die um das späte Liebespaar kreisen, einmal in nächster Nähe, aber auch an der Peripherie ihres Liebeskampfes, sind bunt, ineinander verflochten und folgen der oft unergründlichen Logik des Lebens. Sie handeln von Liebe, Erfolg, Krankheit, Tod, Geburt und Familienbanden, die trotz aller Ungebundenheit der modernen Menschen nicht zerreißen wollen. HEIMAT 3 spiegelt so ein kleines Universum wider, mit allen wichtigen Veränderungen der Zeit: die neue Mobilität, der Siegeszug von Computer und Telekommunikation, die Veränderungen in den Jobs, den Familien und dem neuen Lebensstil.
Das alte Fachwerkhaus, das Hermann und Clarissa liebevoll restauriert haben, wird zum Schnittpunkt der Geschichten. Hier entscheiden sich die Konflikte. Von hier aus starten die Jungen ins Leben und hierher kehren alle zurück, um in der Silvesternacht, mit der HEIMAT 3 endet, das neue Jahrtausend zu begrüßen.

DE 2004, 679 Min., FSK ab 12 Jahren
Regie:
Edgar Reitz
Kamera:
Thomas Mauch (Folge 1-4), Christian Reitz (Folge 5-6)
DE 2004, 679 Min., FSK ab 12 Jahren
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Edgar Reitz
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